Die Serumelektrophorese zur Überprüfung einer monoklonalen Gammopathie hat eine beschränkte Sensibilität. Um die Nachweisempfindlichkeit zu erhöhen, eine lymphoproliferative Erkrankung wie beispielsweise das multiple Myelom oder Morbus Waldenström zu erkennen, werden folgende Analysen kombiniert empfohlen: Elektrophorese, Immunfixation und die Bestimmung der freien Leichtketten (FLC).
Die Diagnose eines multiplen Myeloms beruht auf den CRAB-Kriterien (C= Hyperkalzämie, R= Niereninsuffizienz, A= Anämie, B= Konchenläsionen) und seit 2014 auch auf den SLiM-Kriterien ( S= Monoklonale Plasmazellen im Knochenmark, Li= freie Leichtketten, M= fokale Läsion). Nun werden von 90 % der multiplen Myelome freie Leichtketten produziert. Doch von 15-20% der Myelome werden ausschliesslich freie Leichtketten, ohne Präsenz von intakten Immunglobulinen, produziert.
Für eine korrekte Interpretation der Resultate müssen also die Absolutwerte der einzelnen FLC sowie auch die freie Kappa/Lambda Ratio in Betracht gezogen werden. Der Referenzbereich der freie Kappa/Lambda Ratio befindet sich zwischen 0.26- 1.65 (im Fall einer Niereninsuffizienz zwischen 0.37- 3.1) da sie im Vergleich zu den intakten Immunglobulinen immer im Überschuss produziert werden.
Interpretation der absoluten Werte von FLC und freiem K/L-Ratio
Erhöhte absolute FLC-Werte und normales freies K/L-Ratio :
- Wenn die Absolutwerte der freien Leichtketten erhöht sind, die Ratio aber normal, so deutet dies beispielsweise auf eine Entzündung, Infektion, Autoimmunerkrankung oder eine Niereninsuffizienz hin.
Erhöhte absolute FLC-Werte und abnormales freies K/L-Verhältnis
- Sind die Absolutwerte der freien Leichtketten erhöht und die Ratio anormal, ist dies ein Hinweis auf eine monoklonale Stimulation der Plasmazellen wie im Falle eines multiplen Myeloms, einer Amyloidose, eines POEMS-Syndroms…
Die Bestimmung der freien Leichtketten ist folglich ein wichtiges Element, nicht nur für die Diagnose einer monoklonalen Gammopathie, sondern auch für die Evaluation des Schweregrads und der Nachsorge des Patienten. Mit der sehr kurzen Halbwertszeit von 2-6h kann man die Wirksamkeit der Behandlung sehr schnell nachvollziehen.
Die Kombination der Serum Immunfixation und der Bestimmung der freien Leichtketten kann 98 % der monoklonalen Gammopathien detektieren. Deshalb wird der Nachweis von Bence-Jones Proteinen im Urin praktisch nicht mehr empfohlen. Zunächst ist das Sammeln des 24h Urin zwingend. Dann kommt hinzu, dass die Sensibilität der FLC Bestimmung im Serum verglichen mit dem Urin, wegen der Kapazität der Reabsorption (10-30g/ 24h) der freien Leichtketten in den proximalen Tubuli, besser ist. Deshalb können freie Leichtketten im Blut als erhöht festgestellt werden, während sie im Urin normal sind.
Von jetzt an wird im Falle einer Anfrage für eine Serumelektrophorese die Bestimmung der freien Leichtketten anstelle der totalen Leichtketten durchgeführt.
Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Valérie Vuignier
Biologin, FAMH
Tel : 027 451 24 51
Références
- www.myeloma.org
- Hutchinson et al., Nephrol 2008 ; 22 :9-11
- Alyanakian MA et al., Am J Hematol 2004 ; 75 :246-8
- DeJoie et al., Blood 2016 ; 128 :2941-2948